Konzert

Feuer ist das erste Element, das den Besucherinnen und Besuchern der Abendunterhaltung 2020 begegnet – die Finnenkerze vor dem Eingang zur Mehrzweckhalle weist den Weg. Kaum ist der Mantel an der Garderobe aufgehängt, schreiten sie durch den von Mattia Spezzacatena mit den 4 Elementen bemalten Torbogen und stehen neben vier physischen Exemplaren der diesjährigen Mottogeber.

Vorkonzert Bläserklasse

Punkt 19:45 Uhr hebt Marco Weber, der musikalische Leiter der Bläserklasse für Erwachsene des Zürcher Weinlands, den Taktstock und eröffnet das Konzert. Die über dreissig Teilnehmenden dieses Gemeinschaftsprojektes von sechs Musikvereinen haben vor genau einem Jahr begonnen, miteinander zu musizieren. Viele von ihnen konnten damals weder Noten lesen, noch hatten sie je ein Blasinstrument an die Lippen gesetzt. Und jetzt sassen sie auf einer Bühne vor ca. 300 Zuhörerinnen und Zuhörern. Es war absolut begeisternd, was für eine Klangqualität diese Formation in dieser kurzen Zeit erreicht hat: der Applaus war gross, und auch gestandene Musiker/innen waren des Lobes voll. Das Projekt läuft noch ein weiteres Jahr, und dann hoffen die Initianten, dass viele «Bläserklässler» bereit sind, in einen der beteiligten Musikvereine einzutreten.

Konzert des MV Neftenbach

Nach einer kurzen Umbaupause nahmen die Musiker/innen des MVN unter der Leitung von Brigitte Büchi auf der Bühne Platz und begrüssten ihrerseits das Publikum mit einem Menuett aus der Wassermusik von Georg Friedrich Händel. Moderator Rolf Büchi übernahm dann gleich das Zepter und führte mit seinem bekannten trockenen Humor durch den Slalom um die vier Elemente herum. Mit «Terra di Montagne» ging es sehr konzertant zur Erde, um gleich mit dem bekannten Scorpions-Hit «Wind of Change» zur Luft zu Wechseln. Mit «The Big Water» konfrontierte der MVN das Publikum mit einem weiteren konzertanten Stück, das in die Kategorie «es läuft kalt den Rücken runter» gehört – die musikalische Beschreibung eines Unwetters mit einer gewaltigen Überschwemmung wurde mit einem grossartigen Einsatz der Perkussionist/innen Nina Schwengeler, Patricia Huber und Bruno Urfer zu einem eindrücklichen Erlebnis. Dann wurde ein Amboss auf die Bühne gebracht, doch niemand wollte den spielen – nach längeren Wirren übernahm der Moderator Rolf Büchi den Platz. Er meinte es gut – zu gut. Den ersten Soloschlag machte er mit dem Vorschlaghammer, was die Musiker fast von den Stühlen warf und die Bühne erzittern liess. Doch dann fand er die richtigen Werkzeuge und hämmerte sich durch die «Feuerfest-Polka» von Josef Strauss, womit auch dieses Element noch vor der Pause abgehakt werden konnte.

Die nächste «Panne» folgte gleich nach der Pause: kaum hob Brigitte Büchi den Taktstock, fegte ein eisiger Sturmwind den Mitspielenden die Noten vom Notenständer. Doch nach kurzer Verwirrung gings dann doch weiter mit dem Marsch «Summer Winds» von Christoph Walter. Der nächste Titel «After The Love Is Gone» hatte auf den ersten Blick nichts mit dem Motto zu tun – doch er stammt von der berühmten Gruppe «Earth, Wind and Fire», womit der Bezug gleich dreifach gegeben war. Mit «Lightning Fire» von Marcel Saurer ging die Post dann richtig ab (Besagter Komponist ist übrigens der Bruder von Heinz Saurer, dem Solotrompeter des Tonhalle-Orchesters, der 2015 mit dem Musikverein Neftenbach das Kirchenkonzert bestritt). Bei diesem Techno-Rock erhoben sich die MVN-ler registerweise, sodass die Zuhörerinnen und Zuhörer auch einmal einen Blick auf die sonst eher versteckten Mitspielenden werfen konnten. Natürlich geht ein Konzert fast nicht ohne eine Prise Filmmusik, und so intonierte der Musikverein die Titelmelodie von «Backdraft», einem Film über Feuerwehrleute und einen katastrophalen Brand in einem Theater. Der MVN entwickelte bei diesem feurigen Thema so viel Hitze, dass Rauchschwaden unter der Bühne hervordrangen und zwei Feuerwehrleute in Vollmontur durchs Publikum gerannt kamen. Gottseidank konnte Rolf ihnen versichern, er habe die Situation im Griff, sodass sie wieder abziehen konnten.

Ein musikalischer Rückblick

Dieses Jahr war die «übliche» Verdankung durch den Präsidenten etwas gewichtiger, war es doch der letzte Auftritt Brigitte Büchis als Dirigentin auf dieser Bühne: sie wird im Sommer den Taktstock weiter geben. Natürlich wäre es noch zu früh für eine richtige Verabschiedung gewesen, aber die kurze Würdigung ihrer Tätigkeit für den MVN führte dennoch zu einem gewaltigen Applaus vom Publikum und zu einer Standing Ovation der Musiker.

Mit «Smoke On The Water» verabschiedete sich der MVN vom Publikum, doch dieses liess nicht locker und erzwang nach den «offiziellen» Zugaben «Marmor, Stein und Eisenbricht» und dem «Egerländer»-Marsch «Das Feuer brennt weiter» noch eine Reprise von «Smoke On The Water» – allerdings schien Brigitte genug zu haben und verliess gleich nach Beginn des Stückes die Bühne. Doch sie hatte den Verein so gut gedrillt, dass er das Stück auch ohne sie mit vollem Elan zu Ende spielte.

Die diesjährige «Late-Night-Show» war wieder mal was ganz spezielles: Die Feuershow-Truppe «Chispa» durfte natürlich in der Halle nicht mit richtigem Feuer auftreten, aber ihre LED-Choreografie war beeindruckend:  zeitweise romantisch, dann wieder actionreich, und dass im Schlussbild sogar plötzlich das MVN-Signet in der Luft auftauchte, war eine grosse Überraschung.

Hans Peter Bucher Architekturbüro