Konzert

Die Auenrainhalle ist voll, gegen 300 Leute haben sich für je mindestens zweieinhalb Stunden herbegeben. Die Besucher hatten sich also mindestens 750 Stunden genommen, um die Abendunterhaltung des Musikvereins Neftenbach zu besuchen. Nicht schlecht.

Alles rund um die Zeit

Nicht schlecht war auch der Aufwand, den der Verein für seine traditionelle Abendunterhaltung betrieben hat: Unser Vereinsschreiner Mario Marazzi hatte ein riesiges Eingangs-Zifferblatt konstruiert, an welchem die Besucherinnen und Besucher ihren Zeitdruck und ihren Stress ablegen konnten, auch die Standuhr auf der Bühne war aus seiner Hand. Das Deko-Team hatte dafür gesorgt, dass die Halle festlich aussah, die Mitglieder hatten in ganz Neftenbach Konzertflyer in allen Haushaltungen verteilt. Aber das wichtigste: Die Dirigentin Brigitte Büchi und der Vizedirigent Michi Hottinger hatten sich seit Oktober enorm viel Zeit genommen, um den Verein musikalisch für dieses Wochenende fit zu machen. Registerproben, Doppelproben, Probensamstag, all das erforderte viel Vorbereitung und Einsatz, natürlich auch von den Mitspielerinnen und Mitspielern.

Abwechslungsreiche erste Konzerthälfte

Der sehr gute Publikumsaufmarsch war schon mal eine schöne Belohnung für den Einsatz. Mit dem mottogebenden Marsch «Nimm dir chli Zyt» von Christoph Walter eröffnete Michi Hottinger das Konzert in klassischer Blasmusik-Manier, doch der Komponist ist ja bekannt dafür, dass er seinen Stücken immer wieder unerwartete Wendungen gibt, und so entwickelte sich der Marsch überhaupt nicht traditionell, sondern abwechslungsreich und vielseitig. Mit «Clockwork» ging es dann weiter, einer witzigen musikalischen Geschichte über ein schlafendes Mädchen und seinen Wecker. Das folgende Stück «It’s time» enthält eigentlich ein Saxophon-Solo. Nur musste der Solist (Stefan Lindemann) mitten im Stück wegen eines dringenden Termins plötzlich weg, worauf Sandra Horisberger aufsprang und übernahm, Stefan dann aber wieder zurückkehrte und sein Solo wieder aufnehmen wollte, was Sandra wiederum nicht passte und … haben Sie den Überblick verloren? Macht nichts – die beiden nämlich nicht, sie übergaben einander in diesem musikalischen Sketch das Solo so elegant und bruchfrei, dass man bei geschlossenen Augen geglaubt hätte, es spiele nur einer. Dann entwickelte sich das Konzert in Richtung Tanzmusik, zuerst mit dem Mambo «The Time Of My Life» aus dem Film «Dirty Dancing», und dann mit dem Rock’n’Roll-Klassiker «Rock Around The Clock» mit einem Saxophon-Solo von Philipp Roger und einem Trompetensolo von Mattia Spezzacatena.

Alles rund um die Zeit
Intermezzo mit der Kleinformation

Nach der Pause eröffnete – auch das schon Tradition – die Kleinformation des MVN den zweiten Konzertteil mit drei kurzen Stücken: dem berühmten «Ring Ring» von ABBA, dem weniger bekannten «Now’s The Time» mit Saxophon- (Sandra Horisberger), Posaunen- (Stefan Moser) und Trompetensoli (Alex Epprecht) und dem von der Band Cold Play bekannt gemachten «Clocks».

Weiter mit vielfältigen Rhythmen

Das Ticken der nächsten Uhr unterbrach den Moderator Rolf Büchi mitten in seinen witzigen und phantasievollen Ausführungen über die Zeit, und er musste vorübergehend das Feld räumen, um der ver-rückten Uhr (The Syncopated Clock) Platz zu machen, die immer wieder aus dem Takt geriet. Den musikalischen Höhepunkt des Abends bildete zweifellos «Just In Time» von Christoph Walter. Diese Wettspielkomposition für Unterhaltungsmusik Mittelstufe forderte mit seinen vielen Rhythmus- und Tempowechseln sehr viel Konzentration, nicht zuletzt von unserer jungen Schlagzeugerin Nina Schwengeler. Sie meisterte das aber bravourös, und auch die drei Solisten Urs Nell (Trompete) und Flavia Bühler / Flavia Hottinger (Oboe) hatten ihren Part im Griff. Auch das vierte Mitglied des kleinen Blechs, Andrea Elmiger (Flügelhorn) kam an diesem Konzert als Solistin zum Zug, nämlich bei «One Moment In Time», dem Song, der durch Whitney Houston weltberühmt wurde. Wussten Sie, dass in der Oper «La Gioconda» von Amilcare Ponchielli ein Cha-Cha-Cha vorkommt? «La dansa delle ore», der «Tanz der Stunden» gab dem Konzert wieder eine Wendung zur Tanzmusik, ehe es mit der Trickfilm-Musik «Wer hat an der Uhr gedreht?» (Der rosarote Panther) zu Ende ging. Im zweiten Konzertteil war der Funke wesentlich besser auf das Publikum übergesprungen, und so hörte man während der ersten Zugabe «Ds Guggerzytli», wie Zuhörer nach Leibeskräften mitsangen. Entsprechend wurde auch die zweite Zugabe «D Stunde sind verbii» (Christoph Walter zum Dritten) mit einer Gesangseinlage von Rolf Büchi / Ruedi Gut / Michi Hottinger / Urs Nell begeistert aufgenommen und mit so viel Applaus verdankt, dass die zweite Hälfte des Stücks noch einmal gespielt werden musste. Nur hatte dann Brigitte Büchi keine Zeit mehr, um es fertig zu dirigieren und verliess mitten im Stück die Bühne fluchtartig, sodass der MVN undirigiert weiterspielen und Michi Hottinger notgedrungen für das Ritardando im Finale einspringen musste.

Leider lichteten sich die Reihen der Besucher nach dem Konzert rasch, denn die Late-Night-Show des Tanzstudios AHA! war wirklich sehenswert. Etwa 20 junge Frauen zeigten eine tolle Modern-Dance-Performance mit einem Hip-Hop-Finale. Einige der Tänzerinnen waren so jung, dass die Truppe nach der Show gleich weg musste, da die Eltern zuhause auf ihre Mädels warteten, doch tanzen konnten sie super. Ich danke an dieser Stelle dem Tanzstudio AHA! ganz herzlich, dass sie sich für diesen Einsatz bei uns in Neftenbach bereit erklärt haben.

Und jetzt? Jetzt machen wir uns bereit für den zweiten Konzertabend, in wenigen Stunden geht es los, hoffentlich wieder vor vollem Haus!

Update: Die 2. Abendunterhaltung vom 26.01.2019 verlief vor ebenso voller Halle ebenso erfreulich – und aus musikalischer Sicht noch ein ganzes Stück besser.